DER JAKOBSMUSCHELWEG

 

Der Jakobsmuschelweg ist ein wichtiger historischer Pilgerweg der Novarisch-Katholischen Kirche. Er führt von San Benedetto an der Baia di Mangare entlang nach Vikario. Die Entdeckung einer historischen Routenkarte in den Archiven des Vikario nehmen wir zum Anlass, und dem Jakobsmuschelweg eine große Reportage zu widmen.

DIE PASTA-KÜSTE

Die Wallfahrt besteht seit dem Mittelalter und wird 1182 in den Annalen der Abtei von San Benedetto erstmals urkundlich erwähnt. Viele Orte an der Baia di Mangare gehen auf den Pilgerweg zurück, und entwickelten sich aus den zahlreichen Pilgerstationen. Legendäre Ortsnamen wie Lasagna, Spireli oder Fusili gehen auf den Brauch zurück, während der Pilgerreise möglichst viele Jakobsmuscheln zu verspeisen. Um der Abwechslung genüge zu tun, spezialisierten sich die Pilgerstationen auf die verschiedensten Zubereitungsarten – hauptsächlich Pasta – und erhielten dadurch ihren Namen, welche noch heute in den Ortsbezeichnungen zu finden sind.

Der übermäßige Jakobsmuschelverzehr hatte nicht nur Auswirkungen auf die Potenz der Wallfahrer, ein Umstand der sich bei den pausenlosen Orgien am Ziel in der Magdalenenstadt bezahlt machte, sondern führte schnell dazu, dass die Jakobsmuschel an den novarischen Küsten der ladinischen Bucht innerhalb eines Jahrhunderts ausgerottet wurde. Die Meeresfrucht mußte aus immer weiteren Entfernungen an die Pilgerroute gebracht werden, bis Angelo di Jacobu anfang 1755 eine Methode entdeckte, die Muschel in Gefangenschaft zu züchten.

DER WEG IST DAS ZIEL

Die Wallfahrt zu Ehren der Gründerin der Novarisch-Katholischen Kirche – Maria Magdalena – beginnt heute in der Cattedrale di San Benedetto sacro Santa Maria Maddalena. Vor 900 Jahren war eine Kapelle an ihrer Stelle der Sammelpunkt der Gläubigen, bis im Jahre 1550 die bedeutende Kathedrale erbaut wurde. Über Capa Sola und Canelloni geht es nach Spirelli, dem ersten wichtigen Halt der Pilgerreise. Dort steht ein Pilgerkreuz an der Stelle, an der vor 1100 Jahren ein gewisser Abt Bruno ein riesiges Signalfeuer errichtete, um verirrte Fischer aus einem schrecklichen Sturm zu lotsen. Nach einem meditativen Aufenthalt in Spirelli brechen die Pilger nach Ricotta auf, um der Magdalenenreliqie im örtlichen Duomo die Ehre zu erweisen. Weitere Stationen sind Lasagna, Fusili und Castore, alles Orte mir bedeutenden Kirchen und hervorragenden Herbergen. Auf dem letzten Stück machen die Pilger einen Abstecher nach Isonzo und Liva, um dort ihre letzten Jakobsmuschelmahlzeiten einzunehmen, bevor sie in der heiligen Stadt Citta di Vikario eintreffen, und in der dortigen Magdalenenstadt an Orgien und Messen teilzunehmen. Insgesamt führt der Weg fast 300km an der novarischen Ostküste entlang. Die Reisezeit ist unterschiedlich, und unterliegt den individuellen Neigungen der Reisenden. Letztendlich hat der Pilgerpfad seine Bedeutung in der Analogie zur Lebensgeschichte Maria Magdalenas. Die einstige Hure irrte lange als hedonistische Gottesfrevlerin durch das Land, umgeben vom Reichtum und Pomp ihrer Freier, bis sie ihren Lebensweg als Weg zu Gott erkannte und die Sünde als festen Bestandteil des Lebens und des Glaubens manifestierte.

STETER STEIN BAUT DIE KIRCHE

Eine Besonderheit der Reise, und eine ihrer wichtigsten Stationen, ist die Kathedrale von Castore. Besser gesagt, das was sie mal werden soll. Als die alte Stadtkirche im Jahr 1803 ein Opfer des großen Stadtbrandes wurde, machten die Bürger aus ihrer Finanznot eine Tugend, und gaben die Losung heraus, dass jeder Pilger ab sofort einen Stein für den Bau der neuen Kathedrale mitzubringen habe. Als Dank erhält jeder Pilger von der Stadt eine warme Mahlzeit ohne Jakobsmuscheln, was ebenfalls ein Novum ist. So geschieht es seitdem, und die Kathedrale wächst von Jahr zu Jahr und setzt sich aus Steinen aus dem ganzen Reich zusammen.


HISTORISCHE LEBENSBILDER

Porca Misera! Herr, was hab ich getan, dass du mich so bestrafst? Habe ich mich versündigt in Gedanken und Tat? Eine Magenverstimmung auf dieser Reise? Sag Herr ist der Magen nur Ablenkung vom Geistigen und dir oder warum, strafst du die frommen Pilger mit diesem einseitigen Muschelfrass? Was hat die Menschheit verbrochen? Verzeih meine Worte, aber das gibts doch nicht? Muscheln mit Pasti, Muscheln mit Pasti und der Vino! Selbst der schmeckt irgendwie nach Muscheln! Und die Weiber sehen aus wie welche! Nachts Herr, ich träume von Muscheln! Und dann diese Magenverstimmung, Muscheln und Magenverstimmung, was habe ich nur getan, dass ich das verdiene. Die Landschaft ist zwar ganz schmuck, aber…

- Auszug aus „Epistolas di Fratello Mario di Cozza“


AM ZIEL – DIE VILLA MARIA MAGDALENA

Im Jahr 53 n.Chr wurde mit dem Bau der Villa begonnen und Mitte des Jahres 54 nChr. abgeschlossen. Sie sollte eine Zufluchtsstätte für Verfolgte Christen sein. Ihr Standort war weit außerhalb der medianischen Städte in einer kleinen Bucht in der Ladinischen Bucht. Maria Magdalena wurde die erste Hausherrin und bewirtschaftete die Gäste mit ihrer mütterlichen Liebe. Nach dem Tod Maria Magdalenas nahm der Strom an Besuchern weiter zu. Pilgerwege zu ihrem Grab entstanden aus dem gesamten novarischen Raum. Erst als die Novarisch-Katholische Kirche sich als Hauptkirche der novarischen Völker behaupten konnte und die sich institutionalisierte, entstanden offizielle Wallfahrtswege. Der Weg zwischen den beiden ältesten und mächtigsten Erzbistümern – San Benedetto und Vikario – wurde 1239 zum Hauptpilgerweg der Kirche erklärt und ihm die Magdalenenwallfahrt zuerkannt. Damit begann der Aufstieg des Jakobsmuschelwegs, und der Mythos hält bis heute an. Ob Maria Magdalena tatsächlich einst auf ihm wandelte ist nicht historisch verbrieft, er er kann durchaus die Route eine ihrer zahlreichen Missionsreisen zu den targischen Wüstenstämmen gewesen sein.

DIE JAKOBSMUSCHEL

Die Kalkhänge der Provinzen Sersale und Vikario wurden vor Urzeiten gebildet, als die ursprünglich zum Medianik offene Ladinische Bucht durch Erdverschiebungen von diesem beinahe abgeschlossen wurde. So geschah es, dass ehemal suaquatische Böden und Sedimente ins sich bildende Gebirge gelangten.In späteren Zeiten fanden Pilger immer wieder die Versteinerungen von Muscheln, darunter auch von Jakobsmuscheln. Da jeder Pilger so viele Jakobsmuscheln als möglich als Zeichen seiner Pilgerschaft sammeln soll, gelten auch und gerade diese Versteinerungen als Gottesbeweis. Allerdings geschah es relativ häufig, dass findige Einheimische diese Versteinerungen fälschten. Eine Tätigkeit, die sie zu grosser Kunstfertigkeit entwickelten. So sehr wurde diese Kunstfertigkeit ausgebildet, dass es hierüber sogar zu einem wissenschaflichen Skandal kam, als eine Sammlung des Fürsten Giacomo di Marati aus dem Jahre 1783 im Jahre 1997 als Fälschung entlarvt und gleich drei Grossbände über die Klassifizizierung von Fossilien als offenbar unstimmig aus den Bibliotheken entfernt werden mussten.