L’AUTODROMO NAZIONALE

 

Vom 20. bis zum 22. November findet in Tiezzo wieder der traditionelle Gran Premio di Novara im Rahmen der Serie Re statt. Dem MIG ist dieser Anlass eine große Sonderausgabe wert, welche sich der alten und ehrwürdigen Anlage widmet und den Fans eine exklusive Sonderkarte bietet.

VOM HIPPODROM ZUM SCHLACHTFELD

Schon vor 2000 Jahren war der Bereich, an dem heutzutage potente Boliden um Ruhm und Ehre ihrer Fahrer kämpfen, ein Ort des Wettkampfes. Im Jahr 9 vor Christus erbaute der medianische Statthalter für Colonia Veneria Cornelia Tiesium (Tiezzo) vor der Stadt ein einfaches Hippodrom, um zum Einen dem in der Region ansässigen Stamm der Maraten eine gefällige Unterhaltung zu bieten, und zum anderen um für seine hochdekorierte Pferdezucht einen entsprechenden Darstellungsrahmen zu bieten. Dem Provisorium folgte im Jahr 34 n.Chr. ein fester Steinbau mit Tribünen für immerhin 2000 Personen. Mehr als Colonia Veneria Cornelia Tiesium zu dieser Zeit an Einwohnern hatte.

Doch blieb das Pferderennen nicht die einzige Form der Veranstaltungen in der Anlage. Während der Hochzeit des antiken Imperiums ritt man dort fast alles, was vier oder mindestens zwei Beine hatte. Auch Wagenrennen wurden dort veranstaltet, woraus sich der für die Region typische einrädrige Streitwagen entwickelte, der in der letzten Schlacht um Terra Sassoni eine nicht unwichtige Rolle spielte. Im dunklen Zeitalter verfiel die Anlage größtenteils. Der Ort blieb dennoch im Gedächtnis der Menschen, vor allem weil dort der Haupthandlungsort der Befreiungschlacht der Maraten gegen die Truppen der “Vereinigten Großbischöfe” im Jahr 1546 zu finden ist. Diese bewegte Geschichte sorgt noch heute dafür, dass bei Bauarbeiten auf dem Gelände wertvolle Funde aus allen Zeitaltern zu Tage treten und Projekte manchmal um Monate verschleppen. Der Ausbau der Strecke 2007/2008 dauerte wegen des Fundes eines größeren Gräberfeldes etwa 16 Monate.

STECKBRIEF AUTODROMO TIEZZO
  • Name: Autodromo Nazionale Tiezzo 
  • Kürzel: ANT
  • Hauptwettbewerb: Gran Premio di Novara
  • Ort: Tiezzo, Fstm. Marati, Regno di Gran Novara
  • Länge: 7460m
  • Zuschauerfassung: 180.000
  • Unfälle: 1.263
- aus dem “Handbuch der internationalen Rennstrecken” der Formula A 2009

GRÜNDERJAHRE

Doch zunächst zur Rennstrecke in ihrer ersten modernen Erscheinungsform. Der im Jahre 1893 in der Nähe des antiken Hippodroms erbaute Exerzierplatz der Kolonialstreitkräfte wurde im Jahr 1916 zu einer Kraftfahrzeugversuchsanstalt der Armee umfunktioniert. Anfangs existierte nur ein etwa 3km langer Rundkurs, dem ein Jahr später zwei, für damalige Zeiten, sehr stattliche Rundkurven beigefügt wurden. Ab 1918 wurde die Anlage auch für das frisch gegründete Automobilunternehmen Rossi Automobili freigegeben, welches noch heute dort umfangreich testet und das Autodromo als Hausstrecke bezeichnet. Die militärische Nutzung verlagerte sich zu dieser Zeit auf das naheliegende Umland, woraufhin die Strecke vermehrt auch wohlhabenden Privatleuten zur Verfügung stand, welche sich vor allem an den Steilkurven den einen oder anderen Freizeitspaß gönnten.

Das Jahr 1921 kann als Geburtsstunde des Autodromo als moderne Rennstrecke gelten, da Automobili Rossi das Gelände vom Militär erwarb und dort umfangreiche Baumaßnahmen unternahm. Es entstand der Streckenverlauf, der bis 2007 als typisch für novarische Rennanlagen galt und Vorbild vieler weiterer Anlagen diente. Mit dem Gran Premio di Tiezzo fand am 27.11.1921 das Eröffnungsrennen statt. Noch heute findet der Gran Premio di Novara der höchsten Rennklasse alljährlich im November statt, bis auf eine Ausnahme im Jahr 2007. Die Strecke galt schon damals als überaus gefährlich und forderte den Fahrern und dem Material über die Jahre stets das Höchstmaß an Professionalität ab. Wie bei den alten Medianen dient der Parcours auch heute noch verschiedensten Disziplinen. Tiere nehmen zwar nicht mehr im großen Stil an Rennereignissen teil, jedoch erinnert das regionale Pferderückwärtsrennen im Mai noch heute an die Bräuche der Urväter der Anlage.

MIG-LEBENSBILDER
Weiber, die haben ja alle keine Ahnung davon um was es dabei geht. Zumindest meine versteht das nicht. Die verdreht dauernd die Augen und verschwindet wenn ich Formel A schaue. Die hat schlicht kein Verständnis und ist so furchtbar ignorant dieser Materie gegenüber. Da kommt einem ja glatt der Vino wieder hoch. Die Motoren, der Geruch vom Benzin und dem warmen Asphalt wenn man live dabei ist. Wenn man vorm Fernseher sitzt der köstliche Vino und das gemütliche Zusehen. Die Spannung bei waghalsigen Manövern, das ist doch das höchste der Gefühle seit meine Frau mich auf Liebesentzug gesetzt hat zumindest. Diese animalische Kraft die von diesen Autos ausgeht ist einfach unglaublich. Hier findet die perfekte Symbiose aus Maschine und Mensch, aus Technik und Natur statt. Das Adrenalin und der Benzin, Antriebskraft für die wichtigsten Teile der Einheit Formel A. Wie kann man das nur nicht verstehen? Wenn man auf der Tribüne sitzt und die Autos vorbeisausen sieht. Der leichte Wind, den sie mit sich bringen. Dann zieht man tief die Luft ein und hält inne. Man lässt alles auf sich Wirken. Die Strecke, die anderen Fans, die Mechaniker in den Boxen, die Autos, die Rennfahrer, der Geruch des Benzins und der Reifen und die Geräusche des Fahrens, jedes mal erneut wenn einn Bolide vorbeibraust. Nur Barbaren können nicht die Faszination Formel A verstehen.
- Giovani Puro, Dauerkartenbesitzer

AUF NEUEN WEGEN

 

Im Februar 2006 fand erstmals nach 25 Jahren wieder ein Rennen der Königsklasse auf novarischem Boden statt, welches aber noch mittelmäßig organisiert fern der alten Größe war. 2007 ging es dann richtig los. Obwohl ein internationaler Motorsportverband erst ein Jahr später gegründet wurde, fand in Gran Novara in diesem Jahr unter großem Aufwand ein erstklassiges Motorsportereignis statt. Eigens für das Rennen wurde das Autodromo in Tiezzo reaktiviert und renoviert. 14 Fahrer aus 12 Ländern nahmen an dem Rennen teil, 10 Teams qualifizierten sich für das Hauptrennen. Am Ende gewann Eric Smith aus Ratelon (Team Gale) das Rennen, vor Alberto Geriano aus Astarien (AstaMotors) und Jim Tres aus Volkby (13).

Die Rennstrecke wurde 2008 umfangreich modernisiert. Vor allem die Einrichtungen für die Zuschauer, sowie die Kommunikationsanlagen wurden den Ansprüchen der modernen Formula A angepasst. Ebenso wurde die Strecke erweitert. Sie ist damit für verschiedene Motorsportarten individuell anpassbar und wird seitdem für verschiedene Rennereignisse aller Sparten genutzt. Kritiker bemängeln sehr oft, dass mit dem Umbau die letzte Hochgeschwindigkeit der Neuzeit verschwand. Der Charakter der Rennen auf dem alten Streckenverlauf war deutlich intensiver von Vollgasanteilen geprägt, welche mit dem neuen verspielten Verlauf weitgehend verloren gingen. Trotzdem sind die Rennen auf dem ehrwürdigen Autodromo noch immer großartige Ereignisse, die mit der Anlage eine sichere, solide Grundlage haben und mit den Menschen der Region treue und begeisterungsfähige Fans.